orm@doc-tcpip.org | Erstellt: November 2002 - Letzte Modifikation: November 2002 |
Die Daten stammen von IBM RS6000 Maschinen, einer 43P 170 als Stratum 1 Server, der seine Zeit über das Internet von der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig holt. Der Client ist eine 43P 270.
Der xntpd wurde mit folgenden Einstellungen zum Loggen gebracht:
statsdir /tmp/ filegen peerstats file peerstats type day enable filegen loopstats file loopstats type day enable
Aufgetragen wurde einmal der relative Frequenz-Offset gegen die
Zeit, der Zeit-Offset gegen die Zeit und, eher als Gag, der Polling
Interval gegen die Zeit. Das kann man mit solchen GNUplot-Befehlen
direkt aus den Stat-Files erzeugen:
plot "loopstats.20021004" using
($2/3600):4 title 'Frequenz Offset'
(es wird direkt durch 3600
geteilt, um die Stunden zu erhalten).
Der xntpd wurde morgens konfiguriert und gestartet. Der zeitliche Offset
zum Server der PTB lag da bei etwa 4 ms. Im Zug der Syncronisation und
Syntonisation hat der xntpd dieser Maschine die Frequenz- und
Phasenverschiebung zur Referenz immer besser herausgearbeitet.
Ungefähr nach 3 Stunden hat sich die Lage stabilisiert. Die absolute
Höhe des Frequenz-Offsets ist nicht wichtig, es kommt auf die
Schwankung an. Diese ist hier mittelprächtig, etwas weniger als ein
halbes ppm ist nicht toll, aber auch nicht schlecht. Das akzentuiert
sich beim zeitlichen Offset, der rund 2 ms beträgt und nicht zur
Ruhe kommt. Besonders diese Kurve sollte nicht ganz so zackig sein,
glattere Übergänge wären wünschenswert. Ab 20:00 Uhr wird es deutlich
besser - offensichtlich sind die Türen zu und die Klimaanlage kann
vernünftig arbeiten. Man sieht auch, das ab jetzt der Server wesentlich
weniger oft in Braunschweig anklopft...
Zum Schluß noch die Auftragung ohne die ersten Stunden nach dem Boot und über mehrere Tage. Das macht die Skala kleiner, sodaß man einen leichteren Überblick hat. Man sieht die großen Schwankungen tagüber, und die Ruhe nachts. Am dritten Tag hat der anscheinend der Referenz-Server gewechselt, oder im Rechenzentrum gab es ein Problem.
Es sei nochmal betont: die Schwankunen an- und für sich sind nicht das Problem (0.4 ppm, wenn wir von dem Sprung um den 4. Tag absehen). Schlimm ist die große Geschwindigkeit der Änderungen. Und diese Maschine ist ja Zeit-server für andere! Da sind 0.4 ppm pro Stunde schon sehr happig. Alles sehr eigenartig und nicht zur Nachahmung geeignet.
Wie hat jetzt der Client die letzten zwei Tage erlebt?
Die Schwankungen des Frequenz-Offset sind weniger betont, aber
kommen immer noch sehr schnell (0.5 in etwa eine halben Stunde
um 22:00). Das tut weh. Der Zeitoffset reagiert entsprechend
nervös. Der Frequenz-Offset ist gering, Client und Server stehen
offensichtlich nach bei einander.
Am nächsten Tag ist es deutlich besser. Für einen Client ist das in Ordnung, der Zeit-Offset ist im Bereich von 2 ms, der Frequenz-Offset bis auf einen Ausreißer deutlich unter 0.5 ppm, keine heftigen Schwankungen. Der Zeit-Offset liegt um eine ms, man würde sich nur wünschen, das es alles etwas runder, weniger betont, geht.
Dabei ist das Problem, das man selbst eine sehr gute Zeitquelle haben muß, den sonst kann man keine Aussage machen. Dieses Beispiel zeigt wirklich nur die Methode, mit obigem "Zeit-Server" kann man nichts messen.
Macht man solche Messungen mit einem guten Server, dann entsteht ein Keil, der sich nach rechts öffnet. Auf der x-Achse ist der Delay aufgetragen - wie weit also der Rechner weg ist. Das ist natürlich eine klare Grenze, denn schneller als das Licht geht nicht. Die Streuung nach rechts gibt ein Maß für die Zuverläßigkeit des Netzwerkes bzw. den Fehlern, die man sich da einfängt. Die Streuung in vertikaler Richtung, also der Öffnungs-Winkel des Kegels, würde eine Aussage über die Qualität des Servers (immer im Vergleich zum messenden Server!) zulassen.
Das sich hier zwei Häufungs-Punkte gebildet haben, liegt daran, das es offenbar zwei Wege zu den Servern gibt. Entweder wird ab und an mal anders geroutet, oder irgendeine Komponente auf dem Weg hat die Hufe hochgerissen und ein anderer Weg wurde beschritten. Das konnte man näher untersuchen, wenn man die zeitliche Abfolge der Messwerte heranzieht - ist aber eigentlich total egal.
[ Allgemein | UNIX | AIX | TCP-IP | TCP | ROUTING | DNS | NTP | NFS | FreeBSD | Linux | RPi | SMTP | Tracing | GPS | LW ]
Copyright 2001-2021 by Orm Hager - Es gilt die GPL